Piero Hug erzählt:
Ich wollte 1983 neuen Schwung in den JUNIOR bringen. Eine Idee war, die Zusammenarbeit mit einem bekannten Star zu suchen.
In Deutschland war Karl-Heinz Rummenigge einer der beliebtesten Stars überhaupt. Vielleicht gelingt es uns, ihn zu einer Zusammenarbeit zu bewegen?
Ich fragte unsere Prokuristin Hildegard Stalder (ihre Töchter waren Bayern-Fans), ob sie wohl einen Kontakt zu Karl-Heinz Rummenigge herstellen könne? Wenige Tage später meldete sie: „Herr Hug, Rummenigge ist am Telefon“. Ein Termin in München konnte kurzfristig vereinbart werden!
So kam es, dass ich an einem Nachmittag im September 1983 etwas schüchtern am Eingang zum FC Bayern München stand. Ich fragte den Portier nach Rummenigge. „Gehen sie einfach die Treppe hoch“ meinte er.
Also, los! Oben meinte ich, ihn zu sehen und begrüsste ihn mit „Grüezi Herr Rummenigge“. Er aber antwortete: «Nein, ich bin der Hoeness, aber kommen Sie in mein Büro, ich werde den Karl-Heinz gleich rufen.»
In Uli Hoeness’ Büro setzte ich mich in eine Polstergruppe und kurze Zeit später kam auch der richtige Rummenigge. Ich präsentierte ihm meine Ideen für eine Zusammenarbeit: Im JUNIOR sollten jeden Monat Beiträge erscheinen, etwa Rummenigges besten Tricks und andere Infos über ihn. Wir wollten gerne bei unseren Anzeigen- und Einzelhandelskunden und bei den Lesern Werbung mit ihm machen. Überraschenderweise war Rummenigge offensichtlich gleich einverstanden.
Doch dann kam die «Gretchenfrage» nach der Entschädigung. Ich wollte mit einem ganz tiefen Betrag beginnen, höher kann man immer noch gehen. Also bot ich ihm 30‘000.- DM für ein Jahr, wohl wissend, dass für solche Verträge weit höhere Beträge gehandelt wurden.
Rummenigge antwortete gelassen: „Na, 50‘000.- sollten es schon sein…“
Da fiel mir ein Stein vom Herzen! Wir waren uns also bereits einig – und das zu einem sehr fairen Preis.
Uli Hoeness liess auch gleich den Fotografen rufen, und wir vereinbarten einen Fototermin, um Rummenigges beste Tricks für den JUNIOR zu fotografieren.
Später erfuhr ich, weshalb Rummenigge so günstig und problemlos mit uns zusammenarbeiten wollte: Seine Kinder waren eifrige JUNIOR-Leser, und er selber wollte deshalb gerne in unserer Zeitschrift erscheinen.
Die neue Serie im JUNIOR war sehr erfolgreich. Die Nachfrage nach den Heften stieg spürbar, und damit stieg auch die Auflage wieder Monat für Monat.
In fremden Schuhen
Begleitend zur Serie gab es einen grossen Wettbewerb. Hauptpreis: Rummenigge kommt zu dir in deinen Verein und kickt mit dir!
Diesen Preis gewann ein Junge aus Augsburg – und so wurde ein Termin vereinbart, an dem der Superstar den jungen JUNIOR-Leser besuchen und mit ihm Fussball spielen sollte.
Am Tag des Ereignisses war der Platz natürlich in heller Aufregung und eine grosse Menschenmenge hatte sich versammelt, um den Star zu begrüssen. Und Karl-Heinz Rummenigge kam, verteilte geduldig Autogramme an die drängelnden Besucher und gratulierte dem jungen Fan zu seinem Gewinn. klopfte ihm auf die Schulter und beide strahlten in die Kameras.
Als es aber daran ging, auf den Platz zu gehen und die Mannschaft des Hauptgewinners zu unterstützen, fiel dem Superstar auf, dass er die falschen Turnschuhe anhatte. Durch Werbeverträge war es ihm nicht erlaubt, in anderen Schuhen als jenen der Marke ADIDAS öffentlich auf einen Fussballplatz zu gehen.
Was nun? Der anwesende Redakteur Harald Rothermel hatte zufällig Adidas-Schuhe an, was Rummenigge erspähte und meinte: «Kann ich mit Ihren Schuhen spielen?»
So kam es, dass der grösste Fussballstar Deutschlands, Karl-Heinz Rummenigge, in den Schuhen eines JUNIOR-Redakteurs auf den Fussballplatz ging.
Fun-Fact: Die Schuhe waren eigentlich Bowling-Schuhe, also mit völlig glatten Sohlen. Aber das war in dem Moment wohl egal …